Bensheim
30.04.03 Joe Hodgkins gibt dem Willy Chili Was sich vier
Tage vorher am Aral-Autohof Rheinböllen schon ankündigte, wurde am
Autohof Bensheim im besten Sinne des Wortes lauthals bestätigt: Der gute
alte Joe Hodgkins hat wieder einmal einen Knaller aus seiner Soundküche
gezaubert. Aber davon später mehr. Der Autohof
Bensheim an der BAB 5 ist seit einigen Jahren eine gute Adresse für
einen traditionellen Brauch: den Tanz in den Mai. Insider wissen
natürlich, Betreiber Heinz Elbert hat Erfahrungen mit Events, immerhin
richtet er heuer zum 13. Mal das legendäre Pfingsfestival an seinem
Stammautohof Rheinböllen aus. Deswegen hatte er auch vor Jahren sofort
Feuer gefangen, als Aral-Mann "Mike" Marasch ihm die Idee vortrug: Eine
Tradition an einem Ort wieder aufleben zu lassen, wo man dieses gar
nicht vermutet, gleichzeitig den Fernfahrern - die ja durch den Feiertag
zu einer Zwangspause 'verdonnert' werden - einen stimmungsvollen Abend
zu bieten und zu guter Letzt ein Dankeschön für alle treuen Stammgäste
der Gaststätte aus der Region.
Auch dieses Jahr
hatte man wieder richtig gelegen: Schon ab 18 Uhr strömten die ersten
Besucher herein, um sich die besten Plätze zu sichern und sich der
ausladenden Speisekarte mit den Portemonai-freundlichen Preisen zu
widmen. Die 80 Plätze im Restaurant reichen dann natürlich auch nicht
aus, da mußte noch was zugestellt werden. Um viertel nach
acht war es dann soweit, Aral-Mann "Mike" Marasch, wie üblich sympatisch
unvorbereitet, schritt zur Ansage und erläuterte dem Publikum, daß man
heute abend wegen des internationalen Tages gegen den Lärm wohl eher
Musik auf Sparflamme machen müßte. Im Flüsterton bat er dann auch das
Urgestein der deutschen Country-Szene, Joe Hodgkins, auf die Bühne, und
der kam doch tatsächlich auf Zehenspitzen angetrippelt. Aber wer den
originellen Engländer kennt, weiß, daß er mit gebremsten Schaum nicht
lange aufzuhalten ist. Er hielt sich natürlich nicht an den Apell von
"Mike" Marasch und zog ein Feuerwerk der guten Laune ab. Neben seinen
deutschen und englischen Hits, die ja Goodtime-Music pur sind, ragte im
ersten Set eine besonders originelle Version der Jim Reeves Klassikers "He'll
have to go" heraus. Im Rumba-Rhythmus macht der Mann den Song, da
zuckt's einen automatisch in den Beinen.
Aber das war nur
der Aufgalopp zu einem furiosen zweiten Set. Da zeigte der Routinier was
wahres Entertainment ist, ohne das gleich ein Fiddler über die Tische
wandern muß. Nach dem Motto: wir müssen alle sparen und uns kleiner
setzen, auch bei den Instrumenten, tauchte auf einmal eine winzige
Mundharmonika in Joes Händen auf, da hätte man den Gästen besser vorher
allen eine Lupe geben sollen. Aber der begnadete Harpspieler zaubert ein
saubere Intro für "Oh Susanna" ins Mikrophon, ohne das Instrument zu
verschlucken. Das war natürlich ganz nach dem Geschmack der Fans, die
noch nicht ahnten, was dann kommen sollte. Jeder kennt den Western Willy
aus Joe's Feder, und das, was er so im Laufe der Jahre erlebt hat. Jetzt
macht Willy im Odenwald eine Chili-Cantina, und davon handelt Joe's
neueste Produktion, die noch nicht mal auf CD verfügbar ist. Das Lied
verwandelte die Gaststätte in ein reines Tollhaus. Von der
Instrumentierung und dem Refrain her wie geschaffen für einen weiteren
Evergreen in Joe Hodgkins' Programm. Was für Reserven der Song bei den
Zuschauern freisetzte, sollte sich später noch zeigen. Dann war aber
erstmal "Mike" Marasch dran, der mit seinem "Lucille" die Massen zum
Schunkeln und zu Zugabe-Rufen animierte. Joe hatte gekonnt auf der
Guitarre begleitet, wollte sich das nächste Lied aber dann lieber mal
aus dem Publikum heraus anhören. Und so stand der Aral-Mann mit seinem
Talent auf einmal alleine da. Mit "On the other hand" von Randy Travis
gab's aber dann auch so was hörenswertes 'auf die Ohren'. Beim
anschließenden "Countryroads" der beiden wiedervereinten Good ol' Boys
standen die ersten Gäste auf den Stühlen. Nach der Pause
gab Joe Hodgkins dann ein paar Kostproben aus seiner langen
Songwriter-Laufbahn. Melodien, die man noch im Ohr hatte, aber lange
nicht von ihm gehört hatte. Das sind dann so AHA-Erlebnisse für jeden
echten Fan. Zusammen mit "Mike" Marasch wurde dann Waylon Jennings mit
"Good hearted woman" geehrt, und zwar Festival-like mit immer mehr
steigender Geschwindigkeit im Refrain. Jetzt deutete sich an, wie der
Abend enden sollte. Denn die Tanzwütigsten zogen schon im Gänsemarsch
durch die Stuhlreihen. Und als Zugabe wurde natürlich "Chili Willy", der
neue Joe Hodkins Hit, gewünscht. Also, Gottlieb Wendehals hätt's nicht
besser hinkriegen können: Jetzt war die Polonäse komplett und mit dem
Schlachtruf Heidi heidi heidi hoo war erst dann Schluß, als Joe
erschöpft die Guitarre abstellte. Resümee: Ein
echter Country-Dance in the May. Wenn 'unsere' Musik in Deutschland so
präsentiert wird, und so viele verschiedene Zuhörer begeistert, dann ist
dem Chronisten um die Zukunft der Country Music hierzulande nicht bange!
Entertainment mit Herzblut gehört dazu. Wobei wir wieder bei dem
Protagonisten des Abends sind: Schon in den 60igern haben die Leute im
legendären Starclub gerufen: "Mach Show Joe" und das macht er heute
noch, besser als je zuvor! |
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